Wir meistern die
Herausforderungen bei Gleitlagern seit 1984

Wir meistern die Herausforderungen bei Gleitlagern seit 1984
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30.08.2018 | Die GGT Gleit-Technik AG aus der Schweiz verfügt bei Gleitlagern über ein hoch spezialisiertes und langjähriges Know-how, um diese Lagerungen auf den Anwendungsfall hin technologisch perfekt zu entwickeln. Im Gespräch mit dem Inhaber zeigt sich, auf welche Besonderheiten bei der Gleitlager-Technik zu achten ist.

Die nach ISO 9001:2015 zertifizierte GGT Gleit-Technik AG liegt im Herzen der Schweiz. Die Lage, eingebettet zwischen Zugersee und Vierwaldstättersee mit Blick auf die Rigi, ist einzigartig. Doch nicht nur die geographische Situation des Unternehmens ist perfekt, auch die Gleitlager, die das Unternehmen produziert und vertreibt, sind technologische Spitzenklasse. Das hat seinen Grund, denn GGT hat sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Gleitlagern spezialisiert, die rund 80 % des Umsatzes ausmachen. Den Rest erwirtschaftet die GGT durch weitere Produkte wie Sinterfilter (Pneumatik-Schalldämpfer), Formteile, Gelenkköpfe oder die Lohnfertigung von CNC-Drehteilen aus Bronze, Messing und Kupfer.

Vom Maschinenmechaniker zum Inhaber
Der SMM sprach mit Branko Meljancic, Inhaber und Geschäftsführer der GGT Gleit-Technik AG. Er ist 2003 in das Unternehmen als CNC-Mechaniker eingetreten, hat sich zum Dipl. Maschinentechniker HF weitergebildet, anschließend die Produktionsleitung übernommen. Im Jahre 2006 einigten sich der Gründer und ehemalige Inhaber Urs Germann und Branko Meljancic auf ein MBO (Management Buyout). Seitdem liegt die Zukunft des Unternehmens in den Händen von Branko Meljancic und seinem Team.

Branko Meljancic: „Gleitlager sind typischerweise C-Teile. Das kann sich aber schnell ändern, wenn die Maschine zum Beispiel wegen eines C-Teils nicht läuft, dann kann ein Gleitlager ganz schnell zum A-Teil werden. Es ist daher sehr wichtig, das richtige Gleitlager für die entsprechende Applikation auszulegen und einzusetzen. Wir beraten unsere Kunden in allen Fragen der Gleitlager-Technik, um die optimale Lösung für sie zu finden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist heute die Lieferfähigkeit. Wir verfügen über eines der umfangreichsten Gleitlager-Sortimente in der Schweiz. Wir bevorraten über 6000 Artikel von genormten oder kundenspezifischen Gleitlagern in Küssnacht am Rigi. Eine weitere Stärke der GGT ist die eigene Produktion. Wir haben uns auf die Fertigung von Gleitlagern und die Lohnfertigung von CNC-Drehteilen aus Bronze, Messing und Kupfer spezialisiert. Die Losgrößen beginnen bei Stückzahl 1 und gehen in die tausende.“
 
Gleitlager gehen zu 40 % in den Export
Branko Meljancic setzt mit seinem Team vermehrt auf den Export der hochwertigen Gleitlager, was erstaunlich gut funktioniert. Möglich macht das die konsequente Ausrichtung auf Qualitätsgleitlager mit entsprechender Kundenorientierung inklusive technischer Beratung.

Branko Meljancic: „Wir konnten in den letzten Jahren unseren Exportanteil kontinuierlich erhöhen. Aktuell liegt unser Exportumsatzanteil bei etwa 40 %. Das ist ein außergewöhnlich guter Wert für uns als Schweizer Unternehmen. Denn preiswerter als unsere vielen europäischen Mitbewerber sind wir nicht generell. Dafür sind wir qualitativ am oberen Limit, hochgradig zuverlässig und schnell. Unser Qualitätsbewusstsein widerspiegelt sich nicht zuletzt in der ISO-9001-Zertifizierung, die wir im April 2018 erhalten haben. Wir produzieren nicht nur in Perfektion, wir liefern auch termingerecht. Hier kommt unser relativ großer Maschinenpark mit über 20 Dreh- und Fräszentren voll zum Tragen. Wir legen keinen Wert auf die Auslastung der einzelnen Maschinen. Wir benötigen den großen Maschinenpark, um schnell und flexibel auf die Kundebedürfnisse eingehen zu können. Zurück zum Export: Wir sind weltweit tätig, wobei der Hauptanteil in die Europäische Union geliefert wird. Deutschland ist ein großer und anspruchsvoller Markt mit hervorragender Industrie. Wenn ein Kunde aus Deutschland heute bestellt, bekommt er seine Lieferung innerhalb von 1 bis 3 Tagen.“

Keine Produktionsverlagerung geplant
Auf den hochpreisigen Produktionsstandort Schweiz angesprochen sagt Branko Meljancic: „Die Schweiz ist kein günstiger Produktionsstandort, daran wird sich in naher Zukunft auch nichts ändern. Natürlich wirkt sich das auf die Preise unserer Produkte aus. Aber die Produktion zu verlagern, ist für uns kein Thema, weil das Know-how zur Auslegung und Fertigung der Gleitlager sehr hoch ist und eng an unsere Mitarbeiter gebunden ist. Wir benötigen Fachspezialisten, die die Fertigungsprozesse spezifisch auf die Anforderungen der Gleitlager (Passungen, Oberflächen, Schmiernuten usw.) auslegen. Dafür ist die Schweiz mit seinen hervorragend ausgebildeten Fachkräften aus meiner Sicht einer der besten Standorte weltweit. Hier in Küssnacht am Rigi befinden wir uns im Zentrum der Schweiz. Das ist nicht zu überbieten. Dazu passt auch unser technologisch herausragender Maschinenpark, der mehrheitlich aus CNC-Drehmaschinen besteht und jetzt wieder durch eine neues Schaublin-Drehzentrum ergänzt wird.“

Schweizer Maschinenpark für schweizer Gleitlager
Entsprechend beeindruckend ist der Blick in die Produktionshalle von GGT. Der Großteil der Maschinen sind Schweizer Werkzeugmaschinen, sozusagen die Schweizer Basis für die 100-%-Swiss-made-Gleitlager.
Branko Meljancic: „Schon mein Vorgänger, Urs Germann, hat auf Schaublin-Maschinen gesetzt, zum Teil ergänzt durch Nakamura-Zentren von Walter Meier Fertigungslösungen AG. Ich habe selber als Polymechaniker an den Maschinen gearbeitet. Das sind Spitzenmaschinen, deren Qualität sich auf unsere Gleitlager perfekt überträgt. Darüber hinaus ist der Service ausgezeichnet, das ist entscheidend, damit wir unsere Lieferfristen auch unter schwierigen Bedingungen einhalten können.“

Gutes Ausgangsmaterial ist mitentscheidend
Mitentscheidend für die Qualität einer Gleitlagerung ist das Rohmaterial. Die Legierungsbestandteile müssen auf die jeweilige Anwendung perfekt zugeschnitten sein.

Branko Meljancic: „Wenn der Preis zu Lasten der Qualität geht, machen wir das nicht mit. Das ist ein wichtiges Rädchen im Getriebe. Das Ausgangsmaterial ist sozusagen die Unruh eines Uhrwerks. Wenn das nicht passt, läuft gar nichts mehr. Bei der Gleitlager-Produktion müssen alle Rädchen, die am Herstellungsprozess beteiligt sind, perfekt ineinandergreifen und rund laufen. Hohes Qualitätsbewusstsein ist entscheidend, um am Standort Schweiz langfristig erfolgreich zu sein. Aus diesem Grund wird alles, was bei uns reinkommt, geprüft.“

Vielseitigkeit an Gleitlager-Lösungen
Branko Meljancic: „Die Herstellung von Gleitlagern kann hoch anspruchsvoll sein. Das liegt in der Vielseitigkeit der Möglichkeiten von Gleitlagerungen begründet, aber nicht nur. Es fängt, wie oben besprochen, bei der Materialauswahl an und hört bei den Schmierstoffen oder dem Gegenlaufpartner auf. Dazwischen gibt es unzählige Parameter, die die Gleitlagerpaarung beeinflussen. Welches Wellenmaterial wird verwendet, welche Oberflächengüte und Härte hat die Welle, um welches Toleranzfeld handelt es sich, ist die Welle beschichtet, wenn ja wie und mit was, wurde die Oberfläche gehärtet, wie hoch ist die Betriebstemperatur usw. All diese Faktoren haben Einfluss auf die Eigenschaften der Gleitlagerung, deren Gestaltung und die Wahl des richtigen Gleitlagers.“

Einer der entscheidenden Vorteile
Gleichwohl sind die meisten Gleitlager nach DIN ISO genormt wie beispielsweise DIN 1850, DIN ISO 4379, ISO 2795 oder DIN ISO 3547. Darüber hinaus gibt es sehr viele Handelsbezeichnungen von verschiedenen Anbietern. Die meisten Produkte sind gleich oder vergleichbar aufgebaut und weisen somit ähnliche oder gleiche Eigenschaften auf (unter Vorbehalt). Prinzipiell sind diese gegeneinander austauschbar.

Generell ist in der Gleitlager-Technik alles machbar. Das ist einer der entscheidenden Vorteile. Gleitlager-Systeme können individuell an die Gegebenheiten angepasst werden. Von anspruchsvollsten hydrodynamischen Lagern bis hin zu preiswerten Gleitlager-Systemen. Das heißt aber auch, dass die Konstrukteure im Vorfeld abklären müssen, welche Parameter (Belastung, Drehzahl, Bewegungsart, Temperatur, äußere Einflüsse, Schmierbedingungen bis hin zu den geometrischen Bedingungen) gegeben sind und in welchem Kostenrahmen sich die Lagerung bewegen darf.

Branko Meljancic: „Als Gleitlager-Spezialist unterstützen wir Konstrukteure und Ingenieure bei der Auslegung und Auswahl der Gleitlagertypen und -arten. Wir bekommen regelmäßig Anfragen von Kunden, die auf der sicheren Seite bei der Auslegung sein wollen. Unser Stärke ist, dass wir auf eine jahrzehntelange Erfahrung bauen können, die wir in der Herstellung und Konzeption von Gleitlagern einfließen lassen.“

Poröse und selbstschmierende Sinterlager
Das gesinterte Gleitlager ist eines der ältesten Produkte der Pulvermetallurgie. Sinterlager haben sich seit Jahrzehnten in allen Bereichen der Technik bewährt. Ihre guten Lagereigenschaften werden entscheidend durch die hohe Fertigungsgenauigkeit und die Porosität des Sinterwerkstoffes bestimmt. Diese beiden Merkmale sind auch für die Funktion eines Sinterlagers als selbstschmierendes Gleitlager von besonderer Bedeutung.

Branko Meljancic: „Ausgangsmaterial von Sinterlagern ist zum Beispiel Metallpulver aus Bronze oder Eisen mit weiteren Legierungselementen. Es gibt eine extrem breite Palette an möglichen Materialien. Sinterlager sind eine Variante der Gleitlager, bei denen die Lager nicht aus massivem, sondern aus gesintertem Material bestehen. Durch die in diesem Prozess nicht vollständige Verdichtung ergeben sich Vorteile bei der Schmierung. Da sich Schmierstoffe in den Poren einlagern und halten können wie zum Beispiel Öl. Das Porenvolumen von selbstschmierenden Sintergleitlagern beträgt etwa 15 bis 25 % des Gesamtvolumens. Diese Ölmenge reicht im Allgemeinen für die Lebensdauer eines Lagers aus. Als erster Schritt wird der Grünling gepresst. Während des anschließenden Sinterns unterhalb des Schmelzpunktes der Legierungselemente schmilzt der Grünling nicht, sondern es werden die Pulverpartikel durch Diffusion verbunden und die mechanischen Eigenschaften des Bauteils entscheidend beeinflusst. Nach dem Sintern wird das Sinterlager in einem umformenden Verfahren kalibriert. Durch das Kalibrieren wird sowohl die Maßgenauigkeit als auch die Dichte erhöht und die Oberflächenrauigkeit des Sinterteils verbessert. Nach dem Kalibrieren werden die Lager unter Vakuum mit Schmierstoff getränkt. Je nach Applikation, Belastung, Temperaturen oder Drehzahlen werden die entsprechenden Schmiermittel gewählt (z.B. lebensmitteltauglich).“

Offenporige Lagerflächen sind entscheidend
Branko Meljancic: „Entscheidend bei Gleitlagern aus Sintermetall ist, dass bei der spanenden Bearbeitung der Gleitflächen die Poren offen bleiben müssen. Wenn hier Fehler gemacht werden bei der Bearbeitung, schließt sich die Oberfläche (glänzt) des Sinterlagers und das Öl kann nicht austreten zwischen die Gleitflächen. Das hört sich in der Theorie einfach an, aber man muss die Schnittparameter, Werkzeuge oder die Kühlung immer auf den Typ der Legierung abstimmen. Wir sind auf die Bearbeitung von Sinterwerkstoffen spezialisiert und haben über 30 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet. Sinterwerkstoffe können zum Beispiel mit Hartmetall oder Diamantwerkzeugen nachbearbeitet werden. Die Gleitflächen von ölgetränkten Sinterlagern dürfen nicht gerieben oder geschliffen werden, weil dadurch die Poren zugedrückt werden.“

Fazit: Das Team rund um Branko Meljancic kennt die Herausforderungen im Bereich der Gleitlager-Technik in all seinen Facetten, was entscheidend ist für eine optimale Gleitlager-Lösung. Einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft unternahm das Unternehmen mit der ISO-9001-Zertifizierung. Der Fokus auf Qualität und Export zeigt erste positive Wirkungen, dank der kontinuierlichen Umsatzsteigerung konnte die Anzahl Mitarbeiter seit 2006 von fünf auf zehn erhöht werden.

 

Autor / Redakteur SMM: Böhm / Anne Richter


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Rubriken: Gleitlager

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