Wie Profis heute teleskopieren

Wie Profis heute teleskopieren
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Mit hydraulischen Teleskopgabeln lässt sich palettiertes Ladegut doppeltief auf die gegenüberliegende Seite eines Regal durchstapeln
22.04.2020 | Hydraulische Teleskopgabeln sind eine feine Sache. Mit ihnen lässt sich palettiertes Ladegut doppeltief auf die gegenüberliegende Seite eines Lkws, Waggons oder im Regal durchstapeln. Zeitraubendes Rangieren um den Ladungsträger entfällt. LKW oder Eisenbahnwagen müssen nur auf einer Seite geöffnet werden. Dies bewirkt schnellere Verlademöglichkeiten und eine höhere Ladegeschwindigkeit. Außerdem erhöht sich die Sicherheit und Transportschäden werden effizient minimiert.

Wer jedoch schon einmal einen Gabelstapler mit Teleskopgabel gefahren hat, kennt die Herausforderung beim Handling unterschiedlicher Güter. Selbst der versierte Fahrer muss sich viele Fragen immer wieder stellen. Wo ist die Gabelspitze? Kann das Transportgut noch weiter nach hinten oder ist es schon zu tief im Regal? Ist es möglich die Gabel anzuheben, ohne anderes Gut zu beschädigen, oder muss die Gabelspitze gar weiter raus? Besonders schwierig wird es in großen Höhen oder wenn die Sicht auf die Last eingeschränkt ist.


Dass es auch komfortabler und sicherer geht, zeigen die neuartigen Teleskopgabeln der Baureihe T180CT mit Tiefenabfrage des Aschaffenburger Unternehmens Kaup, einem weltweit führenden Hersteller von Anbaugeräten für Gabelstapler. Ein Sensor im Anbaugerät überwacht ständig die aktuelle Gabellänge und dies selbst bei eingeschränkter Sicht. Gerald Schmitt, Marketing Manager bei Kaup: „Der Staplerfahrer ist jetzt in einer komfortablen Position: denn er bekommt auf einem farbigen Touch-Display im Cockpit die aktuelle Gabellänge auf den Millimeter genau und vieles mehr angezeigt und kann so mit dem Stapler optimal navigieren.“

Innenleben mit Pfiff

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Der Staplerfahrer bekommt auf einem farbigen Touch-Display im Cockpit die aktuelle Gabellänge auf den Millimeter genau und vieles mehr angezeigt.

Die innovative Teleskopgabel wiegt kaum mehr als eine Seriengabel. Ausgestattet mit einem hydraulischen Zwangsgleichlauf lassen sich die Gabelschuhe stufenlos aus- und einfahren. Mit Öl versorgt wird die Anbaueinheit von der Staplerhydraulik über eine zusätzliche Hydraulikfunktion am Flurförderfahrzeug. Leicht zugängliche Hydraulikanschlüsse am Gabelrücken vereinfachen die Montage und Demontage der Teleskopgabeln.

 

Wie funktioniert nun diese Tiefenabfrage? In jeder der zwei Gabeln bewegen sich zwei Vierkantrohre gegeneinander. Der Positionssensor erfasst kontinuierlich die Relativpositionen der beiden Vierkantrohre zueinander und meldet sie an das Display. Die besondere Herausforderung: der seitliche Versatz und das Spiel der beiden Rohre. Präzise Messergebnisse unter diesen schwierigen Bedingungen zu produzieren ist eine besondere Herausforderung und erfordert eine besondere Lösung.

 

Zum Einsatz kommt das inkrementelle, magnetcodierte Wegmesssystem BMLS2C des Sensorspezialisten und Anbieters von Automatisierungslösungen Balluff. Es ist nicht nur robust, sehr schnell und hoch präzise, es erlaubt auch große Leseabstände und größere mechanische Toleranzen. Darüber hinaus findet das System mit Abmessungen von 10 x 25 x 35 mm auch in engen Einbauräumen wie in der Gabel problemlos seinen Platz, da die gesamte Elektronik in das Gehäuse des Sensors integriert ist.

 

 

Berührungslos Positionen präzise erfassen

 

Es besteht aus einem Sensorkopf und einem magnetisch codierten Maßkörper, einem Kunststoffband mit alternierenden magnetischen Nord- und Südpolen aus synthetisch gebundenem, ferritischem Material. In der Teleskopgabel von Kaup befindet sich der Maßkörper auf der Außenseite des inneren Vierkantrohres, während das Gegenstück, der Sensorkopf, gegenüber auf der Innenseite des äußeren Vierkantrohres angebracht ist.

 

Betätigt man nun die Teleskopgabel, gleitet der Sensorkopf im Abstand von mindesten 5 mm berührungsfrei nach Anfahren der Referenzposition über den Maßkörper. Durch Zählen der magnetischen Perioden, die als digitales Rechtecksignal ausgegeben werden, lässt sich dann eine präzise Aussage über den zurückgelegten Weg in beide Richtungen treffen.

 

Die Auflösung ist frei konfigurierbar und erstreckt sich von 10 bis 2.500 µm und dies bei einer erlaubten Verfahrgeschwindigkeit von bis zu 10m/s, die jedoch die Praxisanforderungen der Teleskopgabel bei weitem übertreffen. Die Ergebnisse der Messung stehen verzögerungsfrei, also in Echtzeit, auf dem Touch Display zur Verfügung.

 

Da das Messsystem magnetisch arbeitet, ist es sehr unempfindlich gegenüber Verschmutzungen, z.B. durch Öl oder Staub, was für den Einsatz in rauer, staubiger Industrieumgebung geradezu prädestiniert. „Selbst wenn sich im Langzeitbetrieb einiges an Schmutz abgesetzt hat, sind keine Fehlmessungen festzustellen. Die Gabeln laufen ohne Beanstandungen. So das Feedback unserer Kunden“, erzählt Schmitt zufrieden.

Teleskopieren mit Durchblick

Teleskopieren mit Durchblick
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Betätigt man die Gabel, gleitet der Sensorkopf über den magnetisch codierten Maßkörper.

Der Fahrer des Staplers hat die Wahl zwischen zwei Betriebsarten. Im ersten Modus sieht er die Messergebnisse - also die Gabellänge -auf einem farbigen Touch-Display in mm angezeigt. Im zweiten Modus kann er drei Gabellängen frei vorprogrammieren, z.B. 1400, 1600 oder 1800 mm und per Touch anwählen. Dabei passt sich während des Teleskopierens die Anzeige der Gabellänge farblich an die vorgewählte Länge an. Zwei blinkende Pfeile visualisieren die Richtung an, in die teleskopiert werden muss. Ist die Soll-Gabellänge erreicht, dann signalisiert ein Farbwechsel der Richtungspfeile von Grün auf Rot das Erreichen der Soll-Länge und beide Pfeile blinken. Der Staplerfahrer profitiert von dieser Lösung, weiß Schmitt „Gerade beim Handling von Paletten in großer Höhe oder bei schlechten Sichtverhältnissen, muss er sich nicht mehr nur allein auf seine Intuition und Erfahrung verlassen, er bekommt den Gabelstatus exakt angezeigt und kann schneller und sicherer als bislang navigieren. Auch Fehler und Pannen lassen sich so erfolgreich minimieren.

 

Ein weiterer Vorteil der Balluff-Lösung kommt bei der Montage der neuen Teleskopgabeln zum Tragen. Während andere Wegmesssysteme in der Regel immer für die entsprechende Applikation bereits in der richtigen Länge bestellt werden müssen, kann das Magnetband auf Rolle gekauft und anschließend direkt vor Ort konfektioniert werden. „Unsere Monteure“, so Gerald Schmitt, „müssen es lediglich auf die richtige Länge zuschneiden auf das Vierkantrohr der Teleskopgabel aufkleben und mit einem Stahlband abdecken, um es vor Beschädigungen zu schützen. Die magnetcodierten Wegmesssysteme von Balluff bieten hier sehr viel Flexibilität und helfen darüber hinaus auch noch die Lagerhaltung zu vereinfachen.“

 

Berührungslos und damit verschleißfrei arbeitend verfügen die magnetcodierten Magnetband-Längenmesssysteme über eine nahezu unbegrenzte Lebenserwartung. "Wird das System nicht mutwillig beschädigt“, so Schmitt weiter, „hält es ein Teleskopgabelleben lang."

 

 

 

Kaup

Die Kaup GmbH & Co. KG (Kaup) ist ein weltweit führender Hersteller von Anbaugeräten für Gabelstapler, stationäre Anlagen für das Material-Handling und Container Spreader. Mit seinen fast 900 Mitarbeitern weltweit fertigt Kaup jährlich ca. 40.000 Anbaugeräte für den internationalen Markt. Neben seinem Hauptstandort in Aschaffenburg verfügt das Unternehmen auch über Produktionsstandorte im chinesischen Xiamen und im australischen Brisbane. Hinzukommen noch 12 eigene Niederlassungen und 19 unabhängige Repräsentanzen in 33 Ländern. Das inhabergeführte mittelständische Familienunternehmen wird in vierter Generation von der Familie Kaup geleitet und blickt auf über fünf Jahrzehnte Unternehmensgeschichte zurück.

 

Balluff

1921 in Neuhausen a. d. F. gegründet steht Balluff mit seinen 4000 Mitarbeitern weltweit für innovative Technik, Qualität und branchenübergreifende Erfahrung in der industriellen Automation. Als führender Sensor- und Automatisierungsspezialist bietet das Familienunternehmen in vierter Generation ein umfassendes Portfolio hochwertiger Sensor-, Identifikations-, Netzwerk- und Softwarelösungen an. Neben dem zentralen Firmensitz in Neuhausen a. d. F. verfügt Balluff rund um den Globus über Vertriebs-, Produktions- und Entwicklungsstandorte und ist mit 38 Tochtergesellschaften und weiteren Vertretungen in 68 Ländern aufgestellt.


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