Enchanted Tools mischt mit den Mirokaï die Robotik auf

Enchanted Tools mischt mit den Mirokaï die Robotik auf
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05.04.2023 | Wie erreichen wir, dass Roboter in Zukunft fester Bestandteil unseres Alltags werden? Dieser Herausforderung stellt sich Enchanted Tools mit Unternehmensgründer Jérôme Monceaux, auch bekannt als Mitentwickler der beiden Roboter Pepper und Nao. Unlängst präsentierte das französische Start-up Miroki, den Prototyp einer neuen Generation wundersamer und nützlicher humanoider Roboter.

Miroki ist eine liebenswerte Roboter-Persönlichkeit. Der kleine Fuchs aus dem Weltall – halb Kind, halb Tier – ist mit einem Extra-Feature versehen: einer Seele. Zu verdanken ist dies einem starken Storytelling und einem überzeugenden Charakterdesign, die mit französischen Know-how  animiert wurden. Früher oder später kann Miroki im Gesundheitswesen, in der Gastronomie oder an Flughäfen eingesetzt werden, um dem Personal anstrengende logistische Aufgaben abzunehmen.


Die Robotik kann die Welt neu verzaubern, anstatt sie zu entmenschlichen – davon sind die Teams von Enchanted Tools überzeugt. Und so wollen sie die Robotik revolutionieren, indem sie ihre Akzeptanz verbessern, um sie grossflächiger einsetzen zu können. Zurück zur Entstehung dieses ehrgeizigen Projekts, an dem maxon gerne mitwirkt

 


Miroki: ein Roboter mit Persönlichkeit als Teil einer grösseren Geschichte


Weit, sehr weit entfernt in der Galaxie existiert ein von gütigen Wesen bevölkerter Planet, auf dem in Harmonie gelebt wird. Die Mirokaï, ein Volk von Lichtgestalten, weisen der Menschheit seit Anbeginn der Zeit den Weg zur Andersartigkeit. Von den Höhlenmalereien bis hin zu den ersten Schriften und Melodien inspirierten sie uns über Jahrhunderte. Und nun durchschritt zum ersten Mal einer von ihnen die Pforte, die unsere beiden Welten trennt, um uns persönlich zu unterstützen. «Ich bin nicht perfekt, aber ich werde mein Bestes geben», erklärt Miroki feierlich in einem Vorstellungsvideo, bevor er den Sprung ins Leere wagt und auf der Erde eintrifft. Seine Seele schlüpft dabei in eine Hülle: den Prototyp des von Enchanted Tools entwickelten Roboters. Und so tritt Miroki in unser Leben.


Seit jeher erzählen sich Menschen Geschichten, um ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit zu schaffen. Ausgehend von dieser Erkenntnis vereinte Enchanted Tools die kreative Kraft von Animationsexpert:innen und Industriedesigner:innen, um unsere Sicht auf Roboter zu verändern. «Dieser Ansatz ermöglichte es, eine regelrechte Roboter-Persönlichkeit zu schaffen, mit einer Tiefe, wie sie bislang keine Maschine besass. Ein disruptiver, innovativer Ansatz bei der Entwicklung eines Roboters», erzählt Jérôme Monceaux, CEO von Enchanted Tools. Neben des Storytellings bediente sich Enchanted Tools auch der Kunstwelt zur Animation von Mirokis Gesicht, dessen interaktive Mimik in Echtzeit mittels Videoprojektion übertragen und animiert wird.
Das Start-up arbeitete hauptsächlich mit Gaumont zusammen, um die Welt der Mirokaï auf der grossen Leinwand zum Leben zu erwecken.

 


Miroki: die goldene Mitte zwischen Vertrautem und Fremdem


Kennen Sie den Uncanny-Valley-Effekt? Die vom Robotiker Masahiro Mori aufgestellte Theorie beschreibt das Gefühl von Unbehagen, das man angesichts einer humanoiden Figur empfindet, wenn diese zu menschenähnlich gestaltet ist. Der Gedanke dahinter: Je stärker ein Roboter einem menschlichen Wesen gleicht, desto ungeheuerlicher erscheinen uns seine Unzulänglichkeiten. Weist ein Roboter hingegen genügend nicht-humanoide Züge auf, fallen uns seine menschlichen Aspekte stärker ins Auge und wir entwickeln Empathie für diese Maschine, die klar als solche zu erkennen ist.


Durch die Kombination menschlicher Attribute (zwei Arme und ein Kopf) und tierischer Merkmale (die langen Ohren) in einer manga-ähnlichen Figur gelingt es Enchanted Tools, der Beziehung zum Gegenübereine neue Chance zu geben und setzt hierfür auf vertraute Elemente. Miroki, diese neue Lebensform, irritiert, ohne Angst zu machen, denn er bietet verschiedene Elemente, mit denen wir uns identifizieren können: seine kleine Statur (1,23 m), seine Haltung, seine Ohrenbewegungen ... Enchanted Tools arbeitet tatsächlich intensiv an seinem lebensechten Aussehen, damit Miroki künftig ein Lächeln erwidern oder seinen Kopf drehen kann und sich dabei seinem Gesprächspartner bzw. seiner Gesprächspartnerin perfekt anpasst. Gerade seine Ohren sind in dieser Hinsicht wertvolle Verbündete, die positiv erlebt werden. «Durchquert Miroki einen Flur mit gesenkten Ohren, zeigt dies, dass er auf seine Aufgabe konzentriert ist. Ruft man ihn, und er stellt ein oder beide Ohren auf, so hört er zu und man kann ihm eine Anweisung geben. Diese Elemente hauchen ihm die Extraportion Lebendigkeit ein, die Maschinen im Allgemeinen fehlt», erklärt Jérôme Monceaux.


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Interagieren, navigieren, greifen: ein auf Nützlichkeit ausgelegter Roboter


Pepper und Nao, die ersten beiden Kreationen von Jérôme Monceaux, wurden als erste humanoide Roboter weltweit bekannt. Dennoch schafften es diese beiden Roboter nicht in den Alltag der Menschen, denn sie waren nicht «nützlich» genug. Bei der Entwicklung von Miroki sollte folglich, ein Roboter erschaffen werden, der nicht nur akzeptiert, sondern auch besonders nützlich ist. So galt es drei Aufgaben in der Robotertechnik zu lösen:

  1. Automatisierte Navigation in halbstandardisierten Räumen. Der auf einer rollbaren Kugel stehende Miroki kann sich völlig frei bewegen und bewegt werden. Steht er im Weg, genügt es, ihn leicht mit dem Finger anzustupsen, damit er wegrollt, während ein Roboter auf zwei Beinen oder Laufketten weggehoben werden müsste. Eine für die Mobilität in sozialen Bereichen oder in Arbeitsumgebungen notwendige Funktion: Miroki ist zugänglich und leicht zu bedienen.
     
  2. Automatisiertes Greifen von Gegenständen. Die Hände von Miroki wurden so konzipiert, dass sie ausschliesslich spezielle Griffe fassen können – sogenannte «Runen», um die Fantasy-Geschichte weiterzuspinnen. Diese werden an den Gegenständen befestigt, welche der Roboter hochheben soll. Dank des extrem schlichten Universalgriffs erreicht Miroki eine Erfolgsquote von 97 Prozent beim Greifen, während der Marktstandard bei etwa 60 Prozent liegt. Ein wichtiger Punkt, denn ein Tool, das jedes zweite Mal bei seiner Aufgabe versagt, kann nicht zufriedenstellen. Deshalb arbeitet Enchanted Tools zielstrebig darauf hin, die Umgebung an den Roboter anzupassen, indem diese intelligent gestaltet wird.
     
  3. Semantische und emotionale Interaktionen mit unbedarft Nutzenden. Miroki bringt unter funktionalen Gesichtspunkten genau das richtige Mass an Interaktionsfähigkeit mit, um Sprachbefehle verstehen und ausführen zu können.

«Das Konzept von Miroki setzt auf Vereinfachung: Er gehört nicht zu den Spitzenreitern in Sachen Greifen, Navigation oder Interaktion, aber er ist in allen drei Bereichen ausreichend gut, um seine Aufgabe zu erledigen, und zwar Gegenstände in einem sozialen Umfeld zu bewegen», erläutert der CEO von Enchanted Tools.


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Vom Krankenhaus bis hin zum Hotel: vielfältige Einsatzmöglichkeiten

 

Krankenhäuser, Seniorenheime, Flughäfen, Fachmessen, Hotels, Restaurants ... Miroki kann bis zu 3 Kilogramm schwer tragen und sich in allen Betreuungsinstitutionen, Durchgangsräumen oder Freizeiteinrichtungen nützlich machen, für welche Personal schwer zu finden ist und in denen menschliche Beziehungen wichtiger als logistische Aufgaben sind.

 

Die Universalgriffe, die Miroki verwendet, funktionieren mit Hilfe von Tags, die Gegenstände greifbar und Räume erkennbar machen sollen. So können künftig beispielsweise alle Zimmer einer bestimmten Krankenhausstation mit diesen Sensoren ausgestattet werden. Die Pflegefachfrau kann verschiedene Frühstückstabletts vorbereiten und muss dem Roboter lediglich Folgendes sagen: «Hier das Tablett für Frau Meier. Ich möchte, dass du jeden Morgen um 8 Uhr das Tablett von Frau Meier ins Zimmer 103 bringst und es um 9 Uhr wieder abholst», und der Roboter wird diesen Auftrag ausführen. Oder sie weist den Roboter an, alle Tabletts abzuholen, die um zwölf Uhr mittags noch nicht eingesammelt wurden. Mithilfe einfacher Sprachbefehle kann der Roboter Aufgaben erledigen und so den Menschen das Leben deutlich erleichtern.

 

 

Miroki: 50 Ingenieur:innen bewältigen die technologische Herausforderung in unter einem Jahr


Enchanted Tools wurde 2021 von Jérôme Monceaux, Multiunternehmer und Mitgründer von Aldebaran, sowie Samuel Benveniste (PhD), früherer Leiter des französischen Kompetenzzentrums für kognitive Stimulation CEN STIMCO, gegründet. Bei Projektstart hatte das Start-up das höchste Kapital in der französischen Robotik-Geschichtegeneriert: sage und schreibe 15 Millionen Euro, mithilfe derer 50 Expertinnen und Experten unterschiedlichster Fachrichtungen eingestellt worden sind, um Miroki zum Leben zu erwecken.


«Wir standen unter Zeitdruck, denn es galt, innerhalb eines Jahres einen Roboter zu bauen. Doch wer in Europa reagierte schnell, verfügte über zuverlässige Produkte, die für das Prototyping infrage kamen, und stand uns anschliessend bei der Serienfertigung zur Seite? maxon! Die Zusammenarbeit mit maxon lag auf der Hand, denn das hiess, auf eine Karte zu setzen», erinnert sich Jérôme Monceaux.


Die Teams von maxon unterstützten Enchanted Tools beim Auslegen der Produkte und Auswählen der verschiedenen Antriebe. Dabei wurden die technischen Anforderungen und die sehr kurzen Fristen bis zur Vorstellung des neuen Roboters berücksichtigt. Für den «Ball Bot» fiel die Wahl auf die EC-i 40-Motoren mit Planetengetriebe, während die anderen Achsen mit den bürstenlosen ECX TORQUE mit 22 mm Durchmesser ausgerüstet wurden.


«Da es sich um autonome Robotik handelt, bei der es um selbsttragende Systeme geht – und bei der die Stellantriebe folglich Teil der Lösung, aber auch des Problems (Gewicht, Trägheit, Platzbedarf) sind –,habenwir Motoren mit hoher Leistungsdichte und geringer Trägheit bezogen auf das Drehmoment empfohlen. Das bedeutet sie sie haben eine niedrigen mechanische Anlaufzeitkonstante, Reduktionsgetriebe mit hohem Wirkungsgrad und hohe Drehmomentdichte», sind sich Kevin Schwartz, Vertriebsingenieur bei maxon France und Max Erick Busse-Grawitz, Technology Transfer Manager bei maxon international einig.


Dank zahlreicher Besprechungen per Telefon und vor Ort arbeiteten die maxon Teams Hand in Hand mit den technischen Teams von Enchanted Tools. Schrittweise konnten diese den Bedarf immer weiter konkretisieren und Achse für Achse neue Spezifikationen festlegen. Auf Grundlage dieser erfolgreichen Prototyping-Phase unterstützt maxon nun das französische Start-up bei der Analyse dieser neuen Spezifikationen, um die optimale technische Lösung für die Serienfertigung zu definieren. Das Ziel? Die perfekte Balance zwischen technischer Leistungsfähigkeit und Serienkosten.


«Wir brauchten Partner, die fristgerecht zuverlässige, robuste Einzelteile liefern können, welche die F&E-Anforderungen erfüllen. Was wir bei maxon suchten und auch fanden, ist Teil der DNA des Unternehmens: verlässliche Menschen, die zuverlässige Produkte herstellen, denen man vertrauen kann und die sich skalieren lassen», ergänzt der CEO von Enchanted Tools.


Nach der erfolgreichen Vorstellung des ersten Prototyps widmet sich Enchanted Tools 2023 einer zweiten Mittelbeschaffung, um mit der Produktion der ersten Modelle zu starten. Sobald diese in Betrieb gehen, werden die Mirokaï unter realen Bedingungen lernen und ihren Feinschliff erhalten, damit sich ihr Nutzen kontinuierlich vergrössert. Eine entsprechende Partnerschaft wurde bereits mit dem auf Geriatrie spezialisierten KrankenhausBroca der französischen Spitalgruppe AP-HP eingegangen. Enchanted Tools plant anschliessend die Vermarktung seiner Roboter bis 2025/2026. Gesetztes Ziel: die Fertigung von 100 000 Robotern innerhalb von 10 Jahren. «Unsere Roboter erfüllen die Voraussetzungen dafür, rasch und ohne leere Versprechungen im Leben der Menschen anzukommen», weiss Jérôme Monceaux, CEO von Enchanted Tools. Stellen Sie sich also darauf ein, dass Ihnen bald ein kleiner, rollender Fuchs eine Erfrischung anbieten wird!


Verfolgen Sie die weitere Entwicklung von Enchanted Tools auf: https://enchanted.tools/


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