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Effizienter und sicherer Gütertransport für das Projekt auf dem Titlis

 Die Titlis Bergbahnen transportieren mit ihren Luftseilbahnen Baumaterial und andere Güter auf den Titlis.
16.01.2025 | Bis 2029 sollen auf dem Titlis etappenweise eine zusätzliche Pendelbahn in Betrieb genommen, der bekannte Richtstrahlturm erweitert und eine neue Bergstation gebaut werden. Eine Herausforderung des Grossprojekts ist der Transport des Baumaterials auf den Gipfel in 3000 Meter Höhe. Um einen effizienten Materialfluss zu gewährleisten, setzten die Titlis Bergbahnen ihre Seilbahnkompositionen ein und haben diese mit neuen GIS-Unterlasttransportsystemen ausgestattet.
Mit seinem über 3000 Meter hohen Gipfel ist der Titlis eines der international bekanntesten Ausflugsziele der Schweiz und zieht Touristen aus aller Welt an. Angesichts der stetig steigenden Besucherzahlen stösst die 1967 erbaute Bergstation langsam an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG hat deshalb ein umfangreiches Bauprojekt gestartet. Bis 2029 will man schrittweise zuerst den markanten Richtstrahlturm für die touristische Nutzung ausbauen und in der Folge die Bergstation durch einen Neubau ersetzen. Dies mit dem Ziel, die ökologische Nachhaltigkeit der Infrastruktur massiv zu verbessern sowie neue Möglichkeiten für Gastronomie, Hotellerie und Events zu schaffen. Ein wichtiger Meilenstein des Vorhabens ist die Inbetriebnahme der neuen einspurigen Pendelbahn "Titlis Connect" für die Verbindung der Station Stand mit dem Titlis, parallel zur bestehenden Rotair-Bahn. Sie soll Anfang 2025 in Betrieb gehen und während der Bauphase vor allem für den Materialtransport, später auch für den Personenverkehr genutzt werden.
Gütertransport mit den Luftseilbahnen
Die Herausforderungen eines solchen Grossprojekts sind vielfältig. Eine davon betrifft die Beförderung von Baumaterial und Ausrüstung auf den Berg. Neben Hubschrauberflügen geschieht dies von Frühjahr bis Herbst vor allem durch Seilbahntransporte. Die Ware wird zunächst mit Lastwagen auf die Gerschnialp oberhalb von Engelberg gebracht und von dort mit der Seilbahn weitertransferiert. Die Pendelbahnen befördern die Lasten in mehreren Etappen zum Trübsee, weiter zum Stand und schliesslich auf den Gipfel des Titlis. Der Gütertransport kann sowohl in der Kabine als auch mittels Unterlast unter der Gondel stattfinden, jedoch immer getrennt von den touristischen Fahrgästen. Um den Anforderungen des Bauprojekts gewachsen zu sein, erhielt jede der drei involvierten Seilbahnkompositionen im Frühjahr 2024 ein neues Unterlasttransportsystem von GIS mit der Bezeichnung ULC (underfloor loaded cabine). Es besteht aus vier Kettenzügen, die am Unterboden der Kabine montiert sind und an denen Container, Barellen und andere Lasten befestigt werden können.Elektronische Assistenten zur Unterstützung der Bedienperson
 Bei der Talstation nimmt die Gondel einen Container für den Unterlasttransport auf. Die Bedienperson steuert den Vorgang per Funksteuerung. Zur Warenaufnahme positioniert sich die Gondel ausserhalb der Bergstation über dem bereitgestellten Material. Die Laststränge der vier Hebezüge werden abgesenkt und das Transportgut an den Sicherheitslasthaken eingehängt. Mit der aktivierten Synchronisation der Elektrokettenzüge wird der Container anschliessend sanft zur Kabine hochgezogen. In Gondelnähe schalten die Hebezeuge zunächst von der schnellen auf die langsame Hubgeschwindigkeit um, bevor sie in der vorprogrammierten Endlage stoppen. Eine Bedienperson überwacht und steuert den gesamten Hebevorgang über eine Funkfernsteuerung. Die Elektrokettenzüge können einzeln oder gemeinsam als Gruppe betrieben werden, wobei der Bediener die Lasten der Kettenzüge sowie die Position der Lasthaken in Echtzeit auf dem Display seines Handsenders sieht. Mit weiteren Bedienelementen lassen sich alle Kettenstränge auf die Höhe des obersten bzw. untersten Hakens einstellen und die Ladung austarieren. Besonders bewährt haben sich diese Sicherheitsfunktionen beim Einsatz mit der Rotair-Bahn zwischen Stand und Titlis. Hier finden nicht nur Transporte von Station zu Station statt, sondern regelmässig auch im freien Gelände mit Hubhöhen bis zu 35 Metern. Gerade bei Nacht oder Nebel, wenn die Last für den Bedienenden nicht immer sichtbar ist, muss er sich auf die elektronischen Assistenzsysteme und die Anzeigen auf dem Display verlassen können.
Steuerungssystem sorgt für erhöhte Sicherheit
Das GIS-Unterlasttransportsystem erfüllt die Sicherheitsanforderungen nach EN 14492-2 und IGW SQP2 (Halten von Lasten über Personen) und bietet erhöhte Sicherheit beim Be- und Entladen sowie während der Fahrt, die über zahlreiche Wanderwege führt und an einer Stelle eine andere Seilbahn kreuzt. Es besteht aus vier GIS-Elektrokettenzügen des Typs GP1600 und einer mobilen Steuerung. Die Kettenzüge sind mittels Kabel, über welche sowohl die Stromversorgung wie auch der Datentransfer erfolgt, mit der Steuereinheit verbunden. Diese fährt auf einem Rollwagen in der Gondel mit und ist das Gehirn des Transportsystems, da über sie die Steuerung und Überwachung der Kettenzüge stattfindet. In Absprache mit den Seilbahnherstellern wurde eine Nutzlast definiert, deren Überschreitung durch die Überwachungssoftware verhindert werden muss, ebenso wie eine Überlastung eines einzelnen Kettenzuges durch ungleichmässige Gewichtsverteilung des Transportgutes. Nach Schichtende lässt sich die Steuerung in wenigen Minuten abkoppeln, um die Kabine für den Personentransport vorzubereiten.
Unterbrechungsfreier Betrieb von grosser Bedeutung
Als die Titlis Bergbahnen zu Beginn des Projektes an die GIS AG, dem Hersteller von Elektrokettenzügen und Kransystemen herantrat, gab es klare Anforderungen, die es mit den gelieferten Unterlasttransporteinheiten umzusetzen galt. Neben den Sicherheitsaspekten bei Mehrschichtbetrieb und wechselnden Anwendern gewährleistet das ULC-System eine optimale Ausnutzung der Kabinennutzlast und damit einen äusserst effizienten Materialtransport. Für die Integration waren keine nennenswerten Umbauten an den Gondeln erforderlich, da die bestehenden Vorrichtungen der alten Systeme auch für die neuen verwendet werden konnten.
Nicht nur während der Bauphase ist ein unterbrechungsfreier Betrieb von grosser Bedeutung. Dabei haben sich GIS-Elektrokettenzüge über viele Jahren im harten Einsatz bewährt. Die modulare Zusammenstellung der Einheiten sorgt zusätzlich dafür, dass die Kettenzüge und Steuerungen auf allen 3 Strecken eingesetzt werden können, was einen schnellen Geräteaustausch und kurze Reaktionszeiten bei Störungen oder Wartungsarbeiten ermöglicht. Aufgrund der positiven Erfahrungen ist geplant, die in wenigen Monaten in Dienst gehende Titlis Connect ebenfalls mit einem GIS-Unterlasttransportsystem auszurüsten. Steckbrief der GIS-Unterlasttransportsysteme
 Auf dem Display des Handsenders sieht der Bediener die aktuellen Traglasten, Hakenstellungen sowie die Betriebszustände der Kettenzüge. - Die drei Luftseilbahnsektionen Gerschnialp-Trübsee, Trübsee-Stand und Stand-Titlis besitzen ein neues System für den Unterlasttransport. Es ist geplant, dass auch die sich im Bau befindende Bahn "Titlis Connect" ein solches Transportsystem erhält.
- Das Unterlasttransportsystem setzt sich zusammen aus 4 Hubwerken (Elektrokettenzug GP1600) und einer mobilen Steuerung. Die Bedienung dieser Transporteinheit erfolgt per Funksteuerung.
- Die Steuerungseinheit ist mobil und befindet sich auf einem Transportwagen zum Mitführen in der Gondel. Sie übernimmt die Leistungssteuerung der Antriebe wie auch die Überwachungsfunktionen. An ihr ist der Funkempfänger, wie auch die Stromeinspeisung angebracht und sie verfügt über ein Display, an welchem die Betriebsinformationen analog zum Funksender angezeigt werden. Bedient wird das Transportsystem jedoch einzig mit dem Handsender der Funksteuerung oder allenfalls mit einem steckbaren Not-Steuerschalter.
- Der Handsender für die Funksteuerung verfügt über 2 Joysticks, einen für die Fahrbefehle und einem zum An-/ und Abwählen der Hubeinheiten. Mit Kippschaltern wird von Einzel- auf Gruppenbetrieb umgeschaltet, die Tarierfunktion zum Ausgleichen der Hakenpositionen ausgelöst und die Hupe betätigt. Auf einem Display erhält die Bedienperson Informationen zu den aktuellen Hakenpositionen, Belastungen und Betriebszustände der Hubwerke angezeigt.
- Als Hubwerke werden GIS-Elektrokettenzüge vom Typ GP1600 eingesetzt für eine maximale Hubhöhe von 35 m und mit zwei Hubgeschwindigkeiten (8/2 m/min). Der Hubwerksmotor ist mit einem thermischen Überlastschutz ausgerüstet. Die Geräte verfügen über eine zweite Bremse als sekundäres Sicherheitselement bei Versagen der normalen Haltebremse und einen Getriebeendschalter für die oberste und unterste Hakenposition. Verbaut sind Komponenten für die elektronische Last- und Wegmessung. Die Lastaufnahme erfolgt durch Sicherheitslasthaken.
- Die zulässigen Nutzlasten der Unterlasttransportsysteme wurden in Rücksprache mit den Seilbahn-Herstellern festgelegt und deren Einhaltung durch die mobile Steuerung überwacht.
- Im Normalbetrieb des Transportsystems werden die Hakenposition und die Last jedes einzelnen Kettenzugs, wie auch der ganzen Gruppe überwacht. In Kabinennähe erfolgt eine automatische Reduktion auf die langsamere Hubgeschwindigkeit mit anschliessendem Stopp. Über die Tarierfunktion lassen sich die Lasthakenpositionen aneinander angleichen, um das Transportgut horizontal auszurichten.
- Für die Benutzer gibt es ein Rollenkonzept mit Berechtigungen für die verschiedenen Betriebsarten. Mittels Sicherheitsschlüssel kann bei der mobilen Steuerung die Betriebsart von Normal- auf Not-Betrieb umgestellt und somit die elektronischen Überwachungsfunktionen deaktiviert werden. Die direkte, mechanische Überlastsicherung bleibt aktiv gemäss EN14492-2, wie auch der Getriebeendschalter für unterste und oberste Hakenposition.
- Die Hubwerke sind durch eine steckbare Schnittstelle mit der mobilen Steuerung verbunden. Das Kabel dient zur Stromversorgung, wie auch zum Datentransfer. Die Steckverbinder sind so konzipiert, dass es beim Anschliessen an die Steuerung zu keinem Vertauschen der Hubwerke kommen kann.
- Das Transportsystem ist für das Halten von Lasten über Personen entsprechend der Norm EN 14492-2 und dem D8+ Standard nach IGVW SQP2 ausgelegt und orientiert sich an der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG. Die Steuerung erfüllt die Sicherheitsanforderungen der EN 13849 und die Überwachung des Tandembetriebs erfolgt nach EN 15011.

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