150 Jahre egolf verpackungs ag:
Von der Exportkiste zum«Sorglos-Paket»

150 Jahre egolf verpackungs ag: Von der Exportkiste zum«Sorglos-Paket»
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27.05.2025 | Einst Stoffe, heute Maschinen – seit 1875 schützen Verpackungen der egolf verpackungs ag die Export-Hits der Schweizer Industrie auf ihrem Weg in die Ferne. Wie hat sich die Firma seit ihrer Gründung entwickelt? Worauf kommt es heute an im Geschäft mit Export-Verpackungen? Ein Rück-, Ein- und Ausblick zum 150jährigen Jubiläum, das am 12. Juni offiziell gefeiert wird.

Sie sind eine Seltenheit. Unternehmen, die sich 150 Jahre in ihrem Markt behaupten. Die egolf verpackungs ag in Zürich-Altstetten gehört dazu. Geschäftsführer Marco Deplazes hat dafür eine einfache Erklärung: «Genau zuhören, was die Kunden brauchen und dann genau das liefern. Unsere Firma ist seit 150 Jahren erfolgreich, weil wir uns genauso an dieses Rezept halten wie unsere Vorgänger.»
 

Wie alles begann
 

Der erste in dieser Reihe war Jaques Egolf. Seine 1875 erstmals erwähnte Firma beschäftigte rund 10 Personen und war auf «Kistenfabricationen, Emballeurs und Ballenbinderei» spezialisiert. Damit traf er den Bedarf der damals wichtigen Zürcher Textil-Industrie, deren Tuche, in Holzkisten oder in Ballen gebunden, an Kunden in der ganzen Welt gingen. (Mehr zur Unternehmensgeschichte im Kasten «Was wann wichtig war»).

 

Die Zürcher Textilindustrie ist Geschichte. Erfolg auf Exportmärkten haben jetzt andere Industrien mit anderen Produkten und anderen Produktionsstandorten, zum Beispiel die Maschinenindustrie. Auf diese richtete sich Egolf bereits in den 1930er Jahren aus und lieferte unter anderem Export-Verpackungen an den bekannten Zürcher Maschinenbauer Escher Wyss.
 

Dort sein, wo die Kunden sind
 

Aus der Maschinenindustrie stammen nach wie vor die meisten Kunden. Deren Produktionsstätte liegen längst nicht mehr in der Innenstadt, wie noch Mitte des letzten Jahrhunderts. Mit ihren Kunden verliess auch Egolf das Stadtzentrum und zog 1957 in die Peripherie nach Zürich-Altstetten. Jakob Egolf, Firmeninhaber in 4. Generation, erwarb dort Land in unmittelbarer Bahnhofsnähe an der Vulkanstrasse und liess es mit neuen Betriebsgebäuden bebauen. Ab 1985 wurden zusätzlich verschiedene, weiter entfernte Standorte genutzt. Teilweise wurden dabei Verpackungs-Abteilungen grosser Kunden übernommen und in deren Betriebsgebäuden weitergeführt. Entscheidend dafür war nicht nur die grössere Nähe und gute Erreichbarkeit, sondern auch der wachsende Platzbedarf.

 

Heute hat die egolf verpackungs ag drei Standorte. Der Hauptsitz ist in Zürich-Altstetten. Hier hat die Firma ihre Verpackungs Aktivitäten konzentriert. Am Standort Würenlos, der 2006 eröffnet wurde, sind die Verkaufs- und Handelsaktivitäten gebündelt. Der dritte Standort befindet sich im ehemaligen ABB-Industriepark in Kleindöttingen und wurde 2012 bezogen. Dort hat die Firma grosse Hallenflächen gemietet, die vor allem für Lagerhaltung von Kundenprodukten genutzt werden.
 

Neue Geschäftsfelder
 

Doch nicht nur die Standorte haben sich geändert. «Zum Teil sind wir noch Emballeur und Kistenbauer wie seit 150 Jahren. Aber das Geschäft ist nicht mehr vergleichbar. Wir haben uns zum Industrie- und Export-Verpacker entwickelt, für den das klassische Emballeur-Geschäft heute ein Standbein von mehreren ist», sagt Marco Deplazes.

 

Vor allem ab den 1980er Jahren veränderte sich die Tätigkeit deutlich. In dieser Zeit expandierte die Firma unter anderem in das Geschäft mit Standardverpackungen, baute breites Know-how im Korrosionsschutz und in der Transportüberwachung auf. Zudem wurden vermehrt zusätzliche logistische Dienstleistungen angeboten, zum Beispiel in Lagerhaltung und Transport.
 

Standardverpackungen nach Mass
 

Heute steht das Geschäft mit Standardverpackungen gleichberechtigt neben den mit den klassischen, individuell gefertigten Transportverpackungen. Wobei der Begriff Standardverpackungen zu kurz greift. Egolf liefert vielmehr Standardverpackungen nach Mass. Mit dem jeweiligen Kunden wird zunächst ermittelt, welche Verpackungen und Verpackungs-Materialien für den jeweiligen Transportzweck und Destination erforderlich sind. Ziel ist es, Überverpackung zu vermeiden und so Kosten und Umweltbelastungen zu minimieren. Das reicht von klassischen Holz-Kisten über Verpackungen aus Wellpappe bis zu Verpackungen mit komplexen Polstereinlagen. Egolf beschafft diese Verpackungen und Verpackungsmaterialien, hält sie für den jeweiligen Kunden und Verpackungszweck auf Lager und liefert auf Abruf.

 

Kundenspezifische Standardverpackungen sind heute ein Haupt-Geschäftszweig. Eine Entwicklung, die Marco Deplazes nicht überrascht: «Wenn Kunden selbst Standardverpackungen einkaufen, resultiert häufig Überverpackung. Auch bei Standardverpackungen ist wichtig, dass diese optimal aufs Produkt und die Destination angepasst sind. Bei uns gehört diese Beratung zur Beschaffung von Standardverpackungen dazu.»
 

Kundig im Korrosionsschutz
 

Doch nicht nur der Kostendruck stieg in den 1980er Jahren, auch die Anforderungen an die Verpackungen und ans Verpacken selbst. Zusätzliches Know-how wurde notwendig. Egolf baute dieses auf, zum Beispiel im Korrosionsschutz, der Transport-Überwachung und bei Gefahrgut-Verpackungen.

 

Beim Korrosionsschutz setzte die egolf verpackungs ag bereits früh auf das VCI-Verfahren (VCI = Volatile Corrosion Inhibitor). VCI verhindern, dass metallische Oberflächen oxidieren oder anlaufen. Das VCI-Verfahren setzte sich ab den 1990er Jahren immer mehr durch. Egolf gehörte in der Schweiz zu den Pionieren und bietet heute eine breite Range von VCI-Produkten an. Verwendet werden VCI-Produkte der marktführenden Produzentin Cortec. Je nach Packgut, Transportdauer und Destination kommen zwei weitere Schutz-Verfahren zum Einsatz: das Trockenmittel-Verfahren und das Schrumpfen. Beim Trockenmittelverfahren wird das Packgut unter Zugabe von Trockenmitteln in Folien eingeschweisst. Beim Schrumpf-Verfahren wird eine spezielle Folie erwärmt und so formschlüssig an das Packgut angeschrumpft. Mit diesem Verfahren lassen sich grossformatige Produkte schützen, zum Beispiel Kabinen von Gondelbahnen oder ganze Bahnwagen. Die Schrumpffolie bewahrt die Produkte zudem vor Vandalismus-Akten wie Besprayen.

 

Die Anforderung, Transporte besser zu überwachen und dies zu dokumentieren, hat vor allem Versicherungsgründe. Mit Überwachungs-Indikatoren und Datenloggern für Feuchtigkeit, Temperatur und Stossbelastung stellt die egolf verpackungs ag sicher, dass Handhabung und Belastung beim Transport dokumentiert werden.

 

Hoch sind auch die Anforderungen bei Gefahrgut-Verpackungen. Die dafür massgeblichen Vorschriften wie zum Beispiel IATA-DGR, IMDG-Code oder Packing Instruction, ändern sich fast jährlich. Welche Vorschriften für Gefahrgut-Verpackungen jeweils gültig sind, wissen die dafür geschulten Mitarbeiter und sorgen mit darauf abgestimmten Verpackungen dafür, dass diese eingehalten werden.
 

Gut vorbereitet auf PPWR
 

Noch mehr Know-how-Bedarf brachte aktuell die europäische Verpackungsverordnung Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR). Die PPWR ist seit 11. Februar 2025 in Kraft und wird am 12. August 2026 verbindlich. Ihr Ziel: weniger Ressourcenverbrauch, weniger Verpackungsabfälle, weniger negative Umweltauswirkungen von Verpackungen.

Die Regeln sind komplex, Verstösse werden schnell teuer. Marco Deplazes hat eine beruhigende Botschaft: «Wir haben uns seit längerem auf die PPWR vorbereitet und können gewährleisten, dass unsere Verpackungen regelkonform sind.»

 

Aufgebaut wurde das Know-how zunächst durch Mitarbeit in Gremien, in denen diese Regeln mitgestaltet wurden, wie der Verband der schweizerischen Holzverpackungsindustrie VHPI und die europäische Paletten-Organisation EPAL. Marco Deplazes ist seit 2015 als Vorstandsmitglied in beiden Organisationen ehrenamtlich tätig. «Unser so aufgebautes Wissen zu PPWR ist bei Kunden sehr willkommen, denn diese wissen häufig nicht, was sie erfüllen müssen.»

 

Für die praktische Umsetzung der Regeln sorgt die egolf verpackungs ag mithilfe einer neuen Unternehmens-Software. Diese ist auf die Anforderungen ausgelegt, die durch die PPWR zusätzlich entstehen. In dieser Software werden die Spezifikationen jeder Verpackung hinterlegt, die die Firma liefert. Die Spezifikationen sind online abrufbar über QR-Codes, die auf Lieferschein, Produkt und Verpackung aufgedruckt sind. Die regelkonforme Materialzusammensetzung der Verpackung lässt sich so jederzeit nachweisen.


Wissen, was wichtig wird
 

Das Beispiel PPWR zeigt für Marco Deplazes, worauf es im Geschäft der Exportverpacker immer mehr ankommt: «Wir müssen früh erkennen, wie sich die Anforderungen an Exportverpackungen technisch, organisatorisch und regulatorisch ändern, damit wir rechtzeitig die passenden Lösungen anbieten können.» Er hat beobachtet, dass sich die produzierenden Firmen auf Kundenseite schon seit längerem auf ihr Stammgeschäft konzentrieren und auslagern, was nicht dazu gehört. Diese Firmen erwarten von ihren Dienstleistern, dass diese ihnen von selbst Lösungen anbieten, wenn sich die Anforderungen ändern. Das gilt nach seiner Erfahrung auch für Firmen, die massgeschneiderte Standardverpackungen beziehen und selbst verpacken. «Die Erwartungen gehen weit über die eigentliche Verpackungslieferung hinaus. Umfangreiche Beratung gehört für uns deshalb dazu. Weitere Dienstleistungen, zum Beispiel Schulungen, kommen je nach Bedarf dazu. Kurz gesagt geht es darum, nicht einfach eine Verpackung zu liefern, sondern jedem Kunden ein ‘Rundum-Sorglos-Paket’ zu bieten, dass neben der Hardware, d. h. der Verpackung, auch die Software umfasst, d. h. Dienstleistung und Beratung.» Firmengründer Jacques Egolf würde sich wundern, was Emballeur sein heute heisst ...


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