Das Bewerbungsschreiben – zeitgemäss oder veraltet?

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Montag, 15.02.2021 - 10:02

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Das Bewerbungsschreiben – auch Motivationsschreiben, Bewerbungsanschreiben oder Anschreiben genannt – ist meist die erste Seite in der Bewerbung. Danach folgen Lebenslauf, Arbeitszeugnisse und Diplome / Zertifikate. Somit hat das Bewerbungsschreiben einen ganz besonderen Stellenwert, denn es vermittelt den Personalverantwortlichen oder Vorgesetzten einen ersten Eindruck. 

Doch wird das Bewerbungsschreiben tatsächlich gelesen?

Die Meinungen sind konträr: Während viele Personaler noch immer Wert auf ein möglichst persönliches, individuelles und aussagekräftiges Anschreiben legen, geben andere an, dieses gar nicht erst zu lesen. Sie fokussieren bei der Bewerbung auf den Lebenslauf, die Erfahrungen, den Leistungsausweis und Weiterbildungen. Ganz klar, die Bedeutung gut formulierter Motivationsschreiben nimmt ab. Vor allem bei Stellen wo es stark auf die fachlichen Kompetenzen ankommt, spielen Bewerbungsschreiben keine oder eine untergeordnete Bedeutung.

Das Bewerbungsschreiben lese ich immer – jedoch nicht zu Beginn. Bei der Durchsicht der Bewerbungsunterlagen schaue ich mir zuerst den Lebenslauf an, danach die Arbeitszeugnisse. Ergeben sich bei mir Fragen aus diesen Dokumenten, suche ich im Bewerbungsschreiben nach Antworten. Bewirbt sich beispielsweise jemand aus Chur für eine Stelle in Baden, erwarte ich im Anschreiben eine Erklärung dazu (Umzugsbereitschaft, Wochenaufenthalt, etc.). 

Ist das Bewerbungsschreiben überhaupt noch notwendig?

Ja und nein. Weil aber gerade auf dem Arbeitsmarkt Neues seine Zeit braucht, bleiben gut formulierte Bewerbungsschreiben in Zukunft für viele Berufe und Branchen wohl wichtig. Sie bleiben vorderhand eine gute Möglichkeit, um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. 

Ein gut formuliertes Bewerbungsschreiben hinterlässt bei mir immer einen positiven Eindruck. Es ist jedoch nicht so, dass ich zwingend ein Motivationsschreiben erwarte. Bei mir kann man sich gerne auch mit Lebenslauf, Arbeitszeugnisse und Diplomen / Zertifikaten bewerben. Lieber weglassen, als mit Standardfloskeln und einer Wiederholung des Lebenslaufes Ihre und meine Zeit beanspruchen! Wer ein gutes Bewerbungsschreiben verfassen möchte, sollte Antworten auf folgende zwei Fragen liefern:

1) Wieso möchten Sie bei diesem Unternehmen / Arbeitgeber arbeiten?

2) Weshalb sind Sie der ideale Kandidat für die vakante Position?

Beste Grüsse und viel Erfolg beim Bewerben – mit oder ohne Bewerbungsschreiben
Roger Germ, Ihr Personalberater & Headhunter

Roger Germ | Headhunter und Personalberater
PS: Nachfolgend finden Sie einige Tipps und FAQ rund um das Thema Bewerbungsschreiben.

Tipps für das Bewerbungsschreiben
Nachfolgend gebe ich Ihnen gerne ein paar Tipps mit auf den Weg damit Ihre Bewerbung gelingt. Wenn Ihre Bewerbung bzw. Ihr Anschreiben aussagekräftig ist und Ihr Lebenslauf dem gesuchten Profil entspricht, haben Sie gute Chancen auf ein erfolgversprechendes Vorstellungsgespräch. Darum sollten Sie Ihr Bewerbungsschreiben mit viel Sorgfalt erstellen.
  • Wählen Sie eine übersichtliche und einheitliche Formatierung und ein schlichtes Layout für Ihr Anschreiben. 
  • Verzichten Sie auf verschnörkelte Muster und Vorlagen.
  • Das Bewerbungsschreiben sollte nicht mehr als 10-15 Sätze enthalten, unterteilt in 3-4 Abschnitte.
  • Verfassen Sie das Bewerbungsschreiben am besten immer in der Sprache der Stellenanzeige.
  • Wenn im Stelleninserat eine Kontaktperson genannt wird, adressieren Sie das Bewerbungsschreiben an diese Person. „Sehr geehrte Damen und Herren“ als Anrede ist ein No-Go. 
  • Schreiben Sie, weshalb Sie genau für dieses Unternehmen arbeiten möchten.
  • Sagen Sie, warum Sie für die vakante Position die richtige Person sind.
  • Verwenden Sie ein positives Vokabular und aktive Verben.
  • Sagen Sie in kurzen Sätzen das Wichtigste und vermeiden Sie Standardformulierungen. Der Text muss klar, verständlich und in sich logisch sein.
  • Richten Sie Ihre Bewerbung gezielt auf die Stelle und den Arbeitgeber aus. Schicken Sie nicht immer denselben 0815-Brief, der keinerlei Interesse beim Personaler hervorruft.
  • Prüfen Sie Ihr Bewerbungsschreiben auf Fehler oder lassen Sie es von einer anderen Person lesen.
  • Vermeiden Sie ein Wiederholen der Informationen aus dem Lebenslauf.

FAQ Bewerbungsschreiben
Nachfolgend finden Sie eine Vielzahl von häufigen Fragen zum Anschreiben mit den zugehörigen Antworten. Diese Fragen können Sie beispielsweise bereits vorab durchgehen, um sich mit dem Thema vertraut zu machen. Zusätzlich können Sie diese Fragen als Einstieg zur Lösungsfindung verwenden. Auf Vorlagen und Muster habe ich bewusst verzichtet – Sie werden diese im Internet finden.

Was sollte ich im Anschreiben vermeiden?
Grundsätzlich sollten Sie es vermeiden, Ihr Bewerbungsschreiben durch belanglose Informationen aufzublähen. Stellen Sie Ihre Vorzüge fokussiert und mit kurzen und gut verständlichen Sätzen dar. Vermeiden Sie des Weiteren eine reine Nacherzählung Ihres Lebenslaufs. Weiter gilt es, auf einen angemessenen Sprachstil und eine korrekte Rechtschreibung zu achten.

Wie beginne ich ein Anschreiben?
Ein Bewerbungsschreiben startet mit der persönlichen Anrede des Bewerbungsempfängers. Hierbei sollte möglichst ein konkreter Ansprechpartner ausfindig gemacht werden – auf ein allgemeines „Sehr geehrte Damen und Herren“ verzichten. Der korrekte Empfänger der Bewerbung ist häufig bereits in der jeweiligen Stellenanzeige aufgeführt. Sollte in der Stellenanzeige kein konkreter Ansprechpartner genannt werden, so können Sie diesen oft auch über die Internetseite des jeweiligen Unternehmens ermitteln. Oft findet sich hier ein Bereich über die angebotenen Jobs und Karrieremöglichkeiten, in welchem sich auch passende Ansprechpartner ausfindig machen lassen.

Im Anschluss an die persönliche Anrede folgt eine kurze Einleitung. In diesem Teil des Bewerbungsschreibens können Sie darlegen, wie Sie auf die entsprechende Stelle aufmerksam geworden sind, einen individuellen Bezug zum Unternehmen herstellen und bereits Ihre ersten Schlüsselqualifikationen wirksam in Szene setzen.