PMI: Lageraufbau aus Sorge vor Mangellage

PMI: Lageraufbau aus Sorge vor Mangellage
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Archiv | 08.10.2022 | Der procure.ch Purchasing Managers’ Index (PMI) hat seinen Abwärtstrend vorerst gebremst. Die Produktion hat zugenommen, die Auftragsbücher sind weiterhin voll, und der Personalaufbau dauert an. Die gestiegenen Energiepreise sind hingegen eine grosse Herausforderung. Beinahe jedes dritte befragte Industrieunternehmen befürchtet aufgrund der höheren Energiepreise Produktionsausfälle in den nächsten sechs Monaten. 36% der Betroffenen erwarten sogar derart gravierende Ausfälle, dass Kurzarbeit droht. Damit hat sich die Situation im Vergleich zum März dieses Jahres – als wir unmittelbar nach Kriegsausbruch die gleiche Frage gestellt haben – weiter verschärft. Die Unternehmen reagieren auf die Unsicherheiten, indem sie ihre Lager aufstocken.

Der mehr auf den Binnenkonsum ausgerichtete Dienstleistungssektor hat im September derweil an Schwung eingebüsst. Der Dienstleistungs-PMI liegt aber weiterhin über der Wachstumsschwelle.

 

Der procure.ch Purchasing Managers’ Index (PMI) für die Industrie notiert im September mit 57.1 Zählern weiterhin deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, und er zeigt anders als seine Pendants in der Eurozone keine Kontraktion an. Im Vergleich zum Vormonat ist der Schweizer Industrie-PMI sogar wieder etwas angestiegen. Dennoch bleibt der Abwärtstrend und damit die Verlangsamung der Industrieaktivität weiterhin deutlich sichtbar.


Der Blick auf die Subkomponenten bestätigt diesen Befund. Im September nahmen sowohl die Produktion als auch der Auftragsbestand weiter zu. Derweil normalisiert sich die Lage bei den Lieferfristen weiter: Nur noch 17% der Befragten vermelden längere Wartezeiten auf Vorprodukten, während bei jedem zehnten Befragten die Frist zwischen Bestellung und Lieferung sogar abgenommen hat. Nach wie vor stellen die Industrieunternehmen insgesamt Personal ein, die entsprechende Subkomponente verharrt erneut deutlich in der Wachstumszone.

 

Lager werden verbreitet aufgestockt

Die starke Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Versorgungslage bzw. das Risiko einer möglichen Mangellage aufgrund von Energieknappheit spiegelt sich derweil in einer verbreiteten Aufstockung der Lager wider: Sowohl die Subkomponente, welche die Veränderung der Einkaufslager misst, als auch diejenige, welche die Veränderung der Verkaufslager misst, bewegen sich auf Ständen, die bislang in einer PMI-Umfrage praktisch nie erreicht worden sind. Zudem steigen die Einkaufspreise mittlerweile wieder verbreiteter an, nachdem sich die Preisentwicklung in den Vormonaten etwas zu entspannen begonnen hat. Knapp 60% vermeldeten im September einen Anstieg der Einkaufspreise.


Spezialfragen zu Energiepreisen zeigen zunehmende Sorgen

Gemäss Sonderfragen zu den gestiegenen Energiepreisen befürchtet beinahe jedes dritte Industrieunternehmen angesichts der hohen Preise Produktionsausfälle in den nächsten sechs Monaten. 36% der Betroffenen erwarten sogar derart gravierende Ausfälle, dass Kurzarbeit droht. Als wir diese Frage unmittelbar nach Kriegsausbruch in der März-Umfrage schon einmal gestellt hatten, ging erst jedes fünfte von Produktionsausfällen aus, und die erwarteten Auswirkungen waren milder. Uneinig sind sich die befragten Unternehmen hinsichtlich der zukünftigen Wechselkursentwicklung: Je rund die Hälfte geht von einer Auf- bzw. Abwertung des CHF gegenüber dem EUR in den kommenden zwölf Monaten aus.

Konzept des PMI

Das Konzept des PMI ist einfach und wird in den USA seit über 50 Jahren mit Erfolg angewandt. Für die Schweizer PMI Industrie und Service liefern über 300 Einkaufsmanager mit ihren monatlichen Angaben anhand eines standardisierten Online-Fragebogens die Basis zum Index. Sie geben an, wie sich die Performance im laufenden Monat im Vergleich zum Vormonat verändert hat. Die Fragen sind qualitativer Art, d.h. die Einkaufsmanager schätzen ein, ob das Aktivitätsniveau höher, gleich oder tiefer liegt als im vorhergehenden Monat. Credit Suisse Economic Research kommentiert und analysiert die aggregierten Antworten.


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