Das Bild im Dienstleistungssektor ist deutlich positiver. Der Dienstleistungs-PMI ist im Mai oberhalb der Wachstumsschwelle sogar leicht nach oben geklettert, und der Auftragsbestand hat verbreiteter zugenommen als im Vormonat. Zudem deuten die Preiskomponenten auf ein Nachlassen des Inflationsdrucks hin. So übersteigt erstmals seit November 2020 der Anteil der Unternehmen, welche die Verkaufspreise senken, den Anteil jener mit Preiserhöhungen.
Der procure.ch Purchasing Managers’ Index (PMI) für die Industrie hat im Mai mit 43.2 Zählern auf dem tiefsten Stand seit Juni 2020 und wie bereits in den vier Vormonaten unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten (vgl. Abb. 1) notiert. Mit einem Minus von 2.1 Punkten hat der Industrie-PMI im Vergleich zum April sogar weiter nachgegeben. Besonders die Subkomponente «Produktion» hat abermals nachgegeben. Sie liegt mit 41.4 Zählern um 2.9 Punkte unter dem Vormonatswert und ebenfalls auf dem tiefsten Stand seit Juni 2020. Sogar noch tiefer gesunken ist die Subkomponente, die den Auftragsbestand misst. Mit 39 Zählern verzeichnet diese zudem ebenfalls ein Mehrjahrestief. Entsprechend ist nicht mit einer baldigen Trendwende zu rechnen, und die Industrieaktivität dürfte noch eine Weile rückläufig bleiben.
Robuste Beschäftigungslage ...
Positiv hervorzuheben ist derweil, dass die Beschäftigungslage weiterhin robust bleibt und dass sich die Lage im Einkauf weiter entspannt. Die Subkomponente «Beschäftigung» ist im Mai mit 52 Zählern oberhalb der Wachstumsschwelle verharrt, obwohl der Anteil der Unternehmen, die Stellen schaffen, abgenommen hat. 15% der Unternehmen stellten neue Mitarbeiter ein, 11% haben von Personalabbau berichtet.
... und weitere Entspannung im Einkauf
Derweil meldet mehr als jedes vierte Unternehmen kürzere Wartezeiten im Einkauf als im Vormonat, während bei nur noch bei 4% mehr Geduld gefragt ist. Die Subkomponente «Lieferfristen» ist entsprechend weiter gesunken und notiert mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit dem Jahr 2009 (vgl. Abb. 2). Auch die Einkaufspreise haben in der Summe im Mai nachgegeben. Die entsprechende Subkomponente notiert mit 44.3 Zählern aber etwas weniger weit unterhalb der Wachstumsschwelle als im Vormonat – dies aber nur, weil Preisnachlässe vergleichsweise seltener gewährt worden sind. Seltener geworden sind derweil Preiserhöhungen: Nur 9.7% der Unternehmen haben sich vergangenen Monat mit steigenden Einkaufspreisen konfrontiert gesehen – vor rund einem Jahr waren es noch 91%.
Konzept des PMI
Das Konzept des PMI ist einfach und wird in den USA seit über 50 Jahren mit Erfolg angewandt. Für die Schweizer PMI Industrie und Service liefern über 450 Einkaufsmanager mit ihren monatlichen Angaben anhand eines standardisierten Online-Fragebogens die Basis zum Index. Sie geben an, wie sich die Performance im laufenden Monat im Vergleich zum Vormonat verändert hat. Die Fragen sind qualitativer Art, d.h. die Einkaufsmanager schätzen ein, ob das Aktivitätsniveau höher, gleich oder tiefer liegt als im vorhergehenden Monat. Credit Suisse Economic Research kommentiert und analysiert die aggregierten Antworten.