Der mehr auf den Binnenkonsum ausgerichtete Dienstleistungs-PMI hat im Juni nachgegeben und notiert mit 49.6 Zählern erstmals seit Dezember 2022 unterhalb der Wachstumsschwelle, wenn auch abermals nur knapp. Besser als in der Industrie präsentiert sich die Arbeitsmarktlage, baut doch weiterhin rund jedes fünfte Unternehmen den Personalbestand aus. Der Preistrend ist im Dienstleistungssektor weniger eindeutig nach unten gerichtet als in der Industrie. Im Gegenteil: Im Juni waren die Unternehmen, welche dieEinkaufs- bzw. die Verkaufspreise angehoben haben (knapp) in der Mehrheit. Offenbar nimmt der Inflationsdruck der Dienstleistungspreise trotz Wachstumsverlangsamung nicht so rasch ab – dieser Teil der Inflation entpuppt sich als persistent.
Rückläufige Industrieaktivität
Der procure.ch Purchasing Managers’ Index (PMI) für die Industrie steigt im Juni zwar um 1.7 Punkte an, verbleibt mit 44.9 Zählern aber den sechsten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle. Nach dem Einbruch im Vormonat ist zwar die Subkomponente «Produktion» wieder kräftig angestiegen (+7.7 Punkte), doch konnte das Produktionsvolumen bestenfalls knapp gehalten werden (Stand der Subkomponente von 49.1 Punkten liegt unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten). Die Tatsache, dass 38% der Unternehmen weniger gut gefüllte Auftragsbücher vermelden, lässt zudem keine rasche Erholung in den kommenden Monaten erwarten. Dementsprechend erstaunt nicht, dass die Unternehmen im Einkauf und bei der Lagerbewirtschaftung äusserst vorsichtig agieren. So nimmt die Einkaufsmenge in der Summe ab, während die Einkaufslager trotz im Durchschnitt sinkender Preise und verbesserter Lieferbedingungen nur wenig aufgestockt werden.
Einkaufssituation entspannt sich weiter
Die Einkaufssituation hat sich im Juni analog zu den Vormonaten weiter entspannt: Ein Drittel der Unternehmen meldete kürzere Lieferfristen und mehr als ein Fünftel tiefere Einkaufspreise. Meldungen über längere Wartezeiten und höhere Preise gab es hingegen nur noch vereinzelt, während das Gros der Unternehmen keine Veränderungen verzeichneten. Die Subkomponente «Lieferfristen» notierte denn auch nahe des im Vormonat erreichten historischen Tiefststand (abgesehen von zwei Monaten in der Finanzkrise), die Subkomponente «Einkaufspreise» auf einem Stand, der ausser während der Finanzkrise und kurz nach dem «CHF-Aufwertungs-Schock» von 2015 kaum je unterschritten worden ist.
Konzept des PMI
Das Konzept des PMI ist einfach und wird in den USA seit über 50 Jahren mit Erfolg angewandt. Für die Schweizer PMI Industrie und Service liefern über 450 Einkaufsmanager mit ihren monatlichen Angaben anhand eines standardisierten Online-Fragebogens die Basis zum Index. Sie geben an, wie sich die Performance im laufenden Monat im Vergleich zum Vormonat verändert hat. Die Fragen sind qualitativer Art, d.h. die Einkaufsmanager schätzen ein, ob das Aktivitätsniveau höher, gleich oder tiefer liegt als im vorhergehenden Monat. Credit Suisse Economic Research kommentiert und analysiert die aggregierten Antworten.