Multicloud und Supercloud

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Ist die Supercloud die nächste
Evolutionsstufe des Cloud-Computing?

Multicloud und Supercloud
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Ist die Supercloud die nächste Evolutionsstufe des Cloud-Computing?
Archiv | 10.05.2023 | Immer mehr Unternehmen greifen über das Internet auf die Ressourcen diverser Cloud-Services-Anbieter zu. Umso überraschender ist die Einschätzung der Marktforscher von Gartner, dass drei Viertel aller Firmen, die sich dem Cloud-Computing verschrieben haben, über Alternativen nachdenken. Warum? Weil sich die Klagen der IT-Verantwortlichen mehren, wie aufwändig und teuer es sei, die Daten von der einen Cloud in eine andere zu verlagern.

Die Rede ist hier von Multicloud. Bei Multicloud nutzt eine Organisation Cloud-Computing- und Speicherdienste verschiedener Cloud-Anbieter in einer einzigen heterogenen Architektur. Auch eine Hybrid-Cloud kann zu einer Multicloud werden, wenn das Unternehmen lokale Cloud-Ressourcen (Private Cloud) mit mehreren öffentlichen Cloud-Diensten (Public Cloud) kombiniert. Genau hier liegt das Problem: Die Dienste mehrerer Cloud-Anbieter und private Clouds zu integrieren ist eine große Herausforderung, auch weil die Clouds als mehr oder weniger interoperable Silos agieren.

 

»Die Aussicht, gleichzeitig Rechenzentren vor Ort zu unterhalten, zu einer Public Cloud zu migrieren und dann zusätzlich noch redundantes Personal für zwei oder mehr zusätzliche Clouds bereitzustellen, ist ein Rezept für Frustration und Enttäuschung«, bekräftigt Dr. Tim Wagner, CEO von Vendia. Er kommt zu dem Schluss: »Trotz der vielen Vorteile werden die meisten Unternehmen in naher Zukunft keine tragfähige Multi-Cloud-Strategie erreichen.« Sie sei »einfach zu kostspielig und komplex.«


Abhilfe soll nun das Konzept des Super-Cloud-Computing schaffen – die sogenannte Supercloud. Sie steht für eine IT-Architektur, die alle Service-Modelle integriert: Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Platform-as-a-Service (PaaS) und Software-as-a-Service (SaaS). Dadurch soll eine neue Art von Plattform entstehen, mit der ein Unternehmen alle seine Daten – einschließlich der On-Premises und der aus der Edge – aus der Bindung an einen Mitarbeitenden, eine Anwendung, einen Server oder eben eine Cloud herauslösen und »in ein größeres Ganzes« einbringen kann. »Die Supercloud bietet eine einheitliche Architektur für das Management sämtlicher Daten, Workloads und Services«, erklärt Paul Salazar, Senior Director Central Europe bei Couchbase. »Das reduziert die Komplexität, beschleunigt die Applikationsentwicklung und erleichtert den sicheren IT-Betrieb.«


Sachchidanand Singh, Analyst bei IBM in Indien, bescheinigt der Supercloud-Architektur ein großes Potenzial. Unter anderem erleichtere sie die Anwendungsmigration über verschiedene Verfügbarkeitszonen und Cloud-Anbieter hinweg; sie biete Schnittstellen zum Zuweisen, Migrieren und Beenden von Ressourcen wie virtuellen Maschinen und Speichern; sie stelle ein homogenes Netzwerk dar, um diese Ressourcen miteinander zu verbinden; und sie biete ein nahtloses Erlebnis über Clouds und lokale Rechenzentren hinweg. Kurz: »Sie erleichtert Entwicklern und Endbenutzern das Leben.«


Tim Wagner macht sich dafür stark, statt auf die Multicloud gleich auf die Supercloud zu setzen, um damit – wieder in den Worten von Singh – »eine Ebene der Abstraktion und Automatisierung zu schaffen, welche die Komplexität der Multicloud beseitigen kann.« Für John Graham-Cumming, CTO der Firma Cloudflare, ist eine solche Lösung längst Realität: »Effizientes Computing und Speichern, ein globales Netzwerk, das überall ist, wo sich Nutzer befinden, verbunden durch Software, die den Globus in eine einzige Cloud verwandelt.« Das sei doch schon die Supercloud, sagt er.


Nicht jeder Marktbeobachter sieht das so wie er. Für Ned Bellavance, IT-Blogger und Gründer von Cloud LLC, ist »Supercloud« erst einmal nur ein Marketingbegriff. David Vellante, Co-CEO von SiliconANGLE Media und Chefanalyst bei The Wikibon Project, sieht in Unternehmen wie Walmart, Azure, CapitalOne und Goldman zumindest »frühe Beispiele für Industrie-Clouds, die sich schließlich zu Superclouds entwickeln werden.« Er spricht von »werden«, denn die in diesen Unternehmen realisierten Lösungen »sind heute vielleicht nicht alle Cloud-übergreifend (…), aber das Potenzial ist vorhanden.«


Auch für Devis Lussi, CTO des Schweizer FinTech-Unternehmens Yokoy, ist die Supercloud ganz klar ein Trend. Aber er dämpft zu hohe Erwartungen: »Leider ist der Aufbau einer Supercloud leichter gesagt als getan, und die meisten Unternehmen sind keine Hyperscaler mit dem Geld und den Ressourcen dafür. Schlimmer noch, eine ausgeprägte Qualifikationslücke in der neuen Cloud-Ordnung hindert Unternehmen daran, ihre eigenen Superclouds zu erreichen.«


Mit anderen Worten: Die Supercloud mag in aller Munde sein, lässt aber noch auf sich warten.


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