Hightech-Pflaster ersetzen das Stethoskop

» Beitrag melden

Körpergeräusche lassen sich mit Gadget der
Northwestern University kontinuierlich überwachen

Hightech-Pflaster ersetzen das Stethoskop
So lassen sich die Stethoskop-Pflaster einfach befestigen (Foto: nm.org)
Archiv | 25.11.2023 | Das per Stethoskop verlängerte Ohr des Arztes, mit dem er Geräusche aus dem Inneren des Körpers identifiziert, um daraus auf Erkrankungen zu schließen, wird jetzt von einer Technik abgelöst, die an der Northwestern University entwickelt worden ist. Ingenieure und der Neonathologe Wissam Shalish haben ein kleines Gerät entwickelt, das direkt auf der Haut einer beliebigen Körperregion platziert wird, um den Herzschlag sowie den Luftstrom in und aus der Lunge kontinuierlich zu überwachen. Auch Darmgeräusche sowie Schluckbeschwerden werden dokumentiert. Die Daten werden drahtlos per Funk übermittelt.

Pflaster gespickt mit Elektronik

Die Mikrofone werden wie Pflaster an beliebigen Stellen des Körpers platziert, je nachdem, wo die Ärzte gesundheitliche Probleme erwarten. Es handelt sich um eine Langzeitüberwachung. Die Pflaster können bei Babys eingesetzt werden, aber auch bei Kindern und Erwachsenen. Sie sind 40 Millimeter lang, 20 Millimeter breit und acht Millimeter dick. Sie beherbergen jeweils ein Paar Hochleistungsmikrofone, einen Flash-Speicher, einen kleinen Akku und Elektronik mit Bluetooth-Konnektivität.

 

Eines der Mikrofone ist nach innen zum Körper gerichtet, um zu erfassen, was dort vor sich geht. Das andere ist nach außen gerichtet, sodass externe Geräusche durch die eingebaute Software aus dem Klangbild entfernt werden kann oder einen Einblick in die Umgebung gewährt, in der sich der Patient befindet, was bei Frühgeborenen wichtig sein kann.

 

"Die kontinuierliche Aufzeichnung der Geräuschumgebung liefert objektive Daten über den Lärmpegel, dem Babys ausgesetzt sind. Es bietet auch unmittelbare Möglichkeiten, alle Quellen belastender oder potenziell beeinträchtigender Hörreize anzugehen", so Shalish. In der Pilotstudie hat er in Zusammenarbeit mit dem Montreal Children's Hospital und der McGill University die Überwachungsgeräte an 15 Frühgeborenen getestet.

 

Plötzlicher Kindstod verhindert

Geräte am Halsansatz von Säuglingen auf der neonatologischen Intensivstation registrieren beispielsweise den Luftstrom und die Brustbewegungen, was die Erkennung und Klassifizierung von Atemstillstand ermöglicht, also den gefürchteten plötzlichen Kindstod verhindert. Babys können mit Sensoren an vier Stellen im Bauchraum auf Verdauungsprobleme überwacht werden. Für die Tests an Erwachsenen haben die Forscher die drahtlosen Wearables an 35 Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen sowie 20 gesunden Erwachsenen befestigt.

 

"Ein wesentlicher Vorteil dieses Geräts besteht darin, dass es gleichzeitig verschiedene Regionen der Lunge abhören und vergleichen kann", sagt Ankit Bharat, Thoraxchirurg bei Northwestern Medicine. "Einfach ausgedrückt ist es so, als ob bis zu 13 hochqualifizierte Ärzte gleichzeitig mit ihren Stethoskopen verschiedene Regionen der Lunge abhören und ihre Gedanken synchronisiert werden, um eine kontinuierliche und dynamische Beurteilung der Lungengesundheit zu erstellen." Offen ist, wann das System auf den Markt kommt. (pte)

Video/Präsentation:


Fragen und Kommentare (0)